Eröffnung BAKHTI - 02. März 2023

Fotos von (c) BMSGPK

Am 02. März 2023 wurde das BAKHTI - Zentrum für EmPOWERment für gewaltbetroffene Mädchen* und junge Frauen* mit einem Zusatzangebot für gewaltbetroffene Burschen* und junge Männer* mit Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz - Johannes Rauch eröffnet.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der Gewalt an Frauen* an der Tagesordnung ist und ein schockierendes Ausmaß hat. Jede 3. Frau* ab dem 15. Lebensjahr erlebt mindestens einmal im Leben verschiedene Formen der Gewalt und Femizide und Mordversuche sind nur die Spitze des Eisbergs. Oft sind es bereits Mädchen* und junge Frauen*, die Opfer dieser patriarchalen Gewalt zu Hause und/oder in ihren (ersten) Beziehungen werden. Wien hat zwar viele gute Angebote für Betroffene von geschlechtsspezifischer Gewalt, aber spezialisierte Angebote für Mädchen* und heranwachsende Burschen* kann es nicht genug geben. Daher hat der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser gemeinsam mit der Wiener Interventionsstelle/dem Wiener Gewaltschutzzentrum und dank Förderung des Sozialministeriums das BAKHTI - Zentrum für EmPOWERment für gewaltbetroffene Mädchen* und junge Frauen* mit einem Zusatzprogramm für Burschen* und junge Männer* gegründet.

Mag.a Maria Rösslhumer (Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser und Leiterin des Projekts BAKHTI)

Das BAKHTI - Zentrum für EmPOWERment widmet sich vor allem Jugendlichen, die häusliche Gewalt miterleben müssen und derzeit kaum Unterstützung erhalten. Die Istanbul-Konvention erfordert im Artikel 26, dass auch Kinder die Zeug*innen von Gewalt werden, Hilfe erhalten müssen. 
Die Dunkelziffer bei häuslicher Gewalt hat sich stark erhöht. Kinder und Jugendliche sind meist die einzigen Zeug*innen der Gewalt an ihren Müttern und sie sind immer mitbetroffen, direkt oder indirekt. Sie sind und waren auch verstärkter Gewalt während der Pandemie ausgesetzt. Das ist ein weiterer Grund, sich zu diesem Zeitpunkt der Zielgruppe Kinder und Jugendliche zu widmen. Dazu kommt, dass durch die Kriege und bewaffneten Konflikte in Syrien, Afghanistan, Iran, Irak, in der Ukraine und vielen weiteren Ländern viele Menschen gezwungen sind, zu flüchten und in Österreich Zuflucht zu suchen. Kinder und Jugendliche aus geflüchteten Familien sind häufig von mehrfachen Benachteiligungen und Diskriminierungen betroffen. Sie sind, wie es in der Fachsprache oft heißt, besonders „vulnerabel“ und von Gewalt vielfältig betroffen, auch von struktureller Gewalt, Vorurteilen gegenüber bestimmten „Kulturen“ und victim blaming.
Daher hat BAKHTI einen stark intersektionalen Ansatz und widmet sich in seiner Arbeit Jugendlichen und Heranwachsenden, die Flüchtlinge oder Migrant*innen sind. Wien hat viele Angebote für Jugendliche, kaum aber spezifische Einrichtungen für diese Zielgruppen. BAKHTI soll dazu beitragen, diese Versorgungslücke zu schließen und zum Empowerment und zur Stärkung von jungen Mädchen* aber auch Burschen* beitragen.
Ich freue mich über die Kooperation mit der Wiener Interventionsstelle/Wiener Gewaltschutzzentrum und bedanke mich für die Förderung durch das Sozialministerium.

DSA Johannes Rauch (Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz)

Männergewalt ist ein Problem in Österreich – und mir ist es wichtig, dieses Thema anzusprechen, Bewusstsein zu schaffen, Gewalterfahrungen ernst zu nehmen. Daher brauchen wir Zentren wie das “Bakhti”, um Jugendlichen den Raum zu geben, über erlebte Gewalt zu sprechen, um sie zu stärken, um ihnen zu zeigen, dass ein gewaltfreies Leben möglich ist.

Nicole Krejci, BA BA MA (interimistisch stellvertretende Geschäftsführung der Wiener Interventionsstelle/ des Gewaltschutzzentrum Wien)

Die Wiener Interventionsstelle (zukünftig: Gewaltschutzzentrum Wien) ist eine staatlich anerkannte Opferschutzeinrichtung; als solche berät und unterstützt sie Personen, die in ihrem familiären und sozialen Umfeld direkt von Gewalt betroffen sind – unabhängig von Alter, Geschlecht und Staatsbürgerschaft. Ein Blick in unsere jährliche Statistik deckt sich jedoch mit den Erkenntnissen der neuen Prävalenzstudie der Statistik Austria: Nach wie vor sind Frauen* und Mädchen* überproportional häufig Opfer häuslicher Gewalt.
Was dabei allerdings allzu oft übersehen wird, ist, dass nicht ausschließlich die direkte Gewaltbetroffenheit, sondern auch das Miterleben von Gewalt an nahen Bezugspersonen, eine Form von Gewalt ist, die zu langanhaltenden Traumatisierungen führen kann und Auswirkungen darauf haben kann, wie Kinder bzw. Jugendliche im Erwachsenenalter die Beziehungen zu anderen Menschen gestalten.
Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, bereits präventiv anzusetzen und Mädchen* und junge Frauen* sowie Burschen* und junge Männer* zu einem gewaltfreien, selbstbestimmten Leben zu ermächtigen. Dazu soll BAKHTI mit seinen vielfältigen Angeboten in Zukunft einen wichtigen Beitrag leisten.

Jan Obradovic (Koordinator für die Burschenarbeit bei BAKHTI)

Männer* und Burschen* können nicht nur starke Potentiale für einen Einsatz gegen Gewalt an Frauen und Mädchen* mit sich bringen, sondern sind auch von patriarchalen Strukturen mitbetroffen. Deshalb ist mir die Arbeit mit den Burschen* besonders wichtig. Sie zeigen aber ihre Betroffenheit weniger, reden kaum darüber und oft werden gerade diese Burschen* wieder gewaltausübende Männer* und Partner* gegen ihre Partner*innen, weil sie sich mit gewaltausübenden Vätern identifizieren oder keine positiven männlichen* Vorbilder kennen. Auch in der Schule, im Freundeskreis oder in der eigenen Community fehlen oft Männer*, die ihnen zeigen und vorleben, wie ein partnerschaftliches und gleichberechtigtes Miteinander mit Frauen* und Mädchen* gelingen kann. Daher müssen wir möglichst früh und präventiv ansetzen und Männergewalt an Frauen* und Mädchen* verhindern, daher bieten wir auch ein kostenloses Gewaltpräventionsprogramm und EmPOWERment-Angebote für Burschen* im Rahmen vom Bakhti-Zentrum an. Durch gezielte Präventionsarbeit und Workshops zur Stärkung sozialer Kompetenzen fördern wir ein positives Selbstbild, Frauen*bild und Empathie. Burschen* sollen lernen, auf sich und ihre Mitmenschen zu achten und Konflikte friedlich zu lösen.

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KONTAKT

BAKHTI - Zentrum für EmPOWERment
Flachgasse 30, 3. OG, 1150 Wien

Tel.: +43 (0) 660 126 6292
Mail: office(at)bakhti.at

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